Wer verdient was am Auge? Augenärzte, Optometristen, Augenoptiker

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Von der Brille über die Netzhautdiagnostik bis zur Operation am Grauen Star: In der Versorgung rund ums Auge arbeiten ganz unterschiedliche Fachleute – mit unterschiedlichen Befugnissen, Ausbildungen und Einkommen. Dabei zeigt sich: So nahe sie im Alltag miteinander kooperieren, so weit sind sie wirtschaftlich voneinander entfernt.

In Deutschland verdienen Augenärzte im Schnitt drei- bis fünfmal mehr als Augenoptiker – bei vergleichbar hoher Nachfrage, aber völlig unterschiedlichem Berufsrecht. Auch akademisch ausgebildete Optometristen bewegen sich in einem deutlich niedrigeren Gehaltsspektrum als ihre ärztlichen Kolleg*innen.

 


Augenärzte: Spitzenverdiener in der Sehkette

Augenärztinnen und Augenärzte zählen seit Jahren zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Fachärzten in Deutschland. Grund dafür ist nicht nur ihre hohe Spezialisierung, sondern auch ein vergleichsweise stabiles Leistungsportfolio mit gut planbaren Eingriffen (Katarakt, IVOM), hohem Privatanteil und lukrativen IGeL-Leistungen.

Einkommensspektrum:

Funktion

Bruttogehalt pro Jahr

Assistenzarzt

60.000 – 72.000 €

Facharzt (angestellt)

80.000 – 100.000 €

Oberarzt

100.000 – 130.000 €

Chefarzt

180.000 – 360.000 €

Niedergelassener Augenarzt

200.000 – 250.000 € (Reingewinn, Ø)

Top-Praxen mit OP-Zentrum

bis 400.000 €+

Diese Zahlen stammen u. a. aus Honorarberichten der Kassenärztlichen Vereinigungen und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Der durchschnittliche Reingewinn einer Augenarztpraxis lag laut Zi zuletzt bei 230.260 Euro pro Jahr – abzüglich Betriebskosten, aber vor Steuern.


Augenoptiker: Kundenorientierung mit begrenztem Lohnrahmen

Augenoptiker*innen durchlaufen eine dreijährige Ausbildung im dualen System. Sie führen Refraktionen durch, passen Brillen an und sind oft die ersten Ansprechpartner für Fehlsichtige. Wirtschaftlich aber bewegen sie sich – trotz hoher Kundennähe – am unteren Ende der Gesundheitsberufe.

Einkommensspektrum:

Position

Monatsbrutto

Jahresbrutto

Berufseinsteiger

2.000 – 2.400 €

24.000 – 28.800 €

Erfahrene Fachkraft

2.500 – 3.000 €

30.000 – 36.000 €

Filialleitung / Meister

3.200 – 4.200 €

38.400 – 50.400 €

Selbstständig (durchschnittlich)

50.000 – 100.000 € (Gewinn)

Während die Ausbildung solide Handwerkskenntnisse vermittelt, bleibt das Lohnniveau relativ konstant. Auch viele Meister verdienen unterhalb der 4.000-Euro-Grenze – es sei denn, sie führen ein eigenes Geschäft mit stabiler Kundschaft und Zusatzumsätzen aus Spezialangeboten (Kontaktlinsen, Low Vision etc.).


Optometristen: Akademiker ohne Heilerlaubnis

Optometrist*innen haben meist ein Studium (Bachelor oder Master) an Fachhochschulen abgeschlossen. Sie arbeiten häufig in spezialisierten Fachgeschäften, Kliniken oder Forschungsinstituten. Trotz Hochschulabschluss bleibt ihr Einkommen jedoch unterhalb ärztlicher Ebenen – und sogar unterhalb anderer akademischer Gesundheitsberufe wie Physiotherapie oder Logopädie.

Einkommensspektrum:

Abschluss

Monatsbrutto

Jahresbrutto

Bachelor (B.Sc.)

3.000 – 3.800 €

36.000 – 45.600 €

Master (M.Sc.)

3.800 – 5.000 €

45.600 – 60.000 €

Leitungs-/Industriepositionen

> 5.000 €

> 60.000 €

In Ländern wie den USA oder Großbritannien verdienen Optometrist*innen deutlich mehr – auch weil sie dort heilkundliche Leistungen erbringen dürfen. In Deutschland fehlt bis heute eine rechtliche Anerkennung als Gesundheitsberuf mit Diagnose- und Therapiebefugnissen. Das limitiert sowohl Verantwortung als auch Vergütung.


Einkommen im direkten Vergleich

Berufsgruppe

Ausbildung

Ø Jahresbrutto

Status

Augenoptiker

3 Jahre Ausbildung

28.000 – 36.000 €

Gesundheits-Handwerk

Optometrist

3–5 Jahre Studium

36.000 – 60.000 €

Akademischer Beruf (ohne Heilkunde)

Augenarzt (Facharzt)

11–12 Jahre Studium + FA

80.000 – 250.000 €

Approbierter Arzt mit voller Heilkunde

Der Einkommensunterschied zwischen Augenoptiker und Augenarzt beträgt bis zum Achtfachen – abhängig von Tätigkeit und Position.


Fazit: Der Unterschied liegt im Gesetz –
nicht in der Nachfrage

Obwohl alle drei Berufsgruppen am gleichen Sinnesorgan arbeiten und sich im Versorgungsalltag oft ergänzen, trennt sie wirtschaftlich eine große Lücke. Diese ist nicht durch Nachfrage begründet – denn Optiker wie Ärzte sind hoch ausgelastet – sondern durch Rechtslage und Systemarchitektur.

Nur approbierte Mediziner dürfen diagnostizieren und behandeln – das erlaubt ihnen auch den Zugang zu höheren Honoraren und Abrechnungssystemen. Optometristinnen und Augenoptikerinnen übernehmen wichtige Aufgaben im Bereich Prävention, Sehtraining, Beratung und technische Versorgung – allerdings ohne die finanziellen Spielräume der Heilkunde.


Quellen und Datengrundlagen

  • Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi): Reinerträge nach Fachgruppen 2021–2023

    www.zi.de

  • Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): Honorarberichte, extrabudgetäre Leistungen (IVOMs etc.)

    www.kbv.de

  • Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA): Branchenstatistiken, Gehaltsdaten

    www.zva.de

  • Statista: Durchschnittliches Bruttogehalt nach Beruf und Qualifikation, Stand 2023

    www.statista.de

  • VDCO (Vereinigung Deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen e.V.): Berufsbild Optometrie, Positionspapiere

     www.vdco.de

  • SpringerMedizin: “Optometrie im Umbruch”, Fachartikel 2023

     www.springermedizin.de

  • Marburger Bund: TV-Ärzte/VKA Tarifwerke und Krankenhausgehälter

     www.marburger-bund.de