Ob Pickleball, Squash, Tennis oder Fußball – fast alle Ballsportarten haben eines gemeinsam: Die Dynamik, die sie so attraktiv macht, birgt zugleich eine unterschätzte Gefahr. Immer häufiger landen Sportlerinnen und Sportler in den Notaufnahmen mit Verletzungen, die nicht Arm oder Knie, sondern die Augen betreffen. Besonders in den USA verzeichnen Augenärzte derzeit eine auffällige Zunahme solcher Fälle – und auch in Europa mahnen Fachverbände zur Vorsicht.
Wenn der Ball zum Geschoss wird
Das Auge ist ein sensibles Organ, geschützt nur durch eine dünne Knochenumrandung und das Lid. Schon ein kleiner, harter Ball, der mit hoher Geschwindigkeit auftrifft, kann massive Schäden anrichten.
Während Prellungen oder Schwellungen oft folgenlos verheilen, drohen bei direktem Treffer:
- Hyphäma (Einblutung in die vordere Augenkammer)
- Hornhautverletzungen oder Linsenverschiebungen
- Risse in der Netzhaut bis hin zur Netzhautablösung
- In Extremfällen: dauerhafte Sehstörungen oder Erblindung
Wie riskant ein Sport ist, hängt dabei weniger von seiner Popularität als von Ballgröße, Geschwindigkeit und Distanz ab.
Squash und Badminton: die gefährlichsten Kandidaten
In kaum einer Sportart ist das Risiko so hoch wie beim Squash. Der Ball ist klein, extrem schnell (bis zu 250 km/h) und wird in engem Raum gespielt. Schon ein minimaler Moment der Unaufmerksamkeit reicht.
Eine britische Studie zeigte, dass über 90 % aller Squash-bedingten Augenverletzungen vermeidbar gewesen wären – mit Schutzbrille.
Auch Badminton führt die Verletzungsstatistik regelmäßig an. Der Shuttlecock ist zwar leicht, trifft aber durch seine hohe Beschleunigung punktgenau. Augenärzte sehen dabei nicht selten Verletzungen der Iris oder des Glaskörpers.
Pickleball: boomender Freizeitsport mit neuen Risiken
Pickleball, eine Mischung aus Tennis, Badminton und Tischtennis, erlebt in den USA einen regelrechten Boom – vor allem unter älteren Erwachsenen. Mit dem Erfolg steigt auch die Zahl der Verletzungen.
Eine im Fachjournal JAMA Ophthalmology (2025) veröffentlichte Studie wertete Notaufnahmedaten aus 20 Jahren aus:
Die Zahl der Pickleball-bedingten Augenverletzungen stieg seit 2020 um über 400 Fälle jährlich.
Über 70 % der Betroffenen waren über 50 Jahre alt.
Die häufigsten Diagnosen: Prellungen, Blutergüsse, Orbitalfrakturen und in einigen Fällen Netzhautverletzungen.
Ophthalmologen warnen, dass gerade ältere Spieler durch langsamere Reaktionszeiten und dünnere Augenhäute anfälliger sind – und meist ohne Schutzbrille spielen.
Auch Tennis, Baseball und Fußball bleiben nicht harmlos
Beim Tennis oder Padel sind Augenverletzungen seltener, kommen aber ebenfalls vor – meist durch abgefälschte Bälle oder Schlägerkontakte.
In den USA verzeichnet die American Academy of Pediatrics jährlich hunderte Augenverletzungen bei Kindern im Baseball oder Softball, häufig durch Fehlwürfe.
Auch im Fußball und Basketball kommt es zu Augenprellungen – meist durch Finger, Ellbogen oder den Ball selbst. Zwar sind diese Verletzungen oft weniger gravierend, aber die hohe Spielerzahl führt zu einer beachtlichen Gesamtinzidenz.
Der Schutz ist einfach – und wird trotzdem selten genutzt
Die einfachste Prävention ist eine Sport-Schutzbrille aus Polycarbonat – leicht, stabil und optisch kaum störend.
In Ländern wie Kanada oder Großbritannien ist sie im Hallensport vielerorts Standard, in Deutschland dagegen noch die Ausnahme.
Empfohlen wird Augenschutz insbesondere für:
- Squash-, Badminton-, Pickleball- und Padel-Spieler
- Kinder und Jugendliche in Ball- oder Schlägersportarten
- Personen mit nur einem funktionierenden Auge
- Spieler über 50 Jahren, deren Bindegewebe empfindlicher ist
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) weist darauf hin, dass Schutzbrillen heute kaum noch das Sichtfeld einschränken und auch mit optischen Gläsern kombinierbar sind.
Fazit
Ob Trendsport oder Klassiker – wo kleine, schnelle Bälle im Spiel sind, steigt das Risiko für Augenverletzungen erheblich. Besonders Pickleball hat in den letzten Jahren gezeigt, wie eine boomende Freizeitbewegung auch neue medizinische Probleme schafft.
Dabei wäre Prävention einfach: Eine geeignete Schutzbrille reduziert das Verletzungsrisiko um über 90 %.
Wer regelmäßig spielt, sollte also nicht nur über Schläger und Schuhe nachdenken – sondern auch über den bestmöglichen Schutz für das wohl empfindlichste Sinnesorgan des Körpers.
Quellenverzeichnis
- American Academy of Ophthalmology (AAO): Sports Eye Safety Factsheet, 2024.
- JAMA Ophthalmology (2025): Ocular Pickleball Injuries in the United States, 2005–2024.
- Ophthalmology Times (2025): Ocular Pickleball Injuries Rise Sharply With Increasing Game Popularity.
- British Journal of Sports Medicine (2022): Squash-Related Eye Injuries: A Preventable Epidemic.
- American Academy of Pediatrics (2023): Sports-Related Eye Injuries in Children and Adolescents.
- Journal of Sports Medicine (2021): Incidence and Mechanisms of Eye Injuries in Team Sports.
- Ophthalmic Surgery, Lasers and Imaging Retina (2020): Golf Ball-Related Ocular Trauma: Clinical Outcomes.
- Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) (2024): Empfehlungen zum Augenschutz im Freizeitsport.
- The Times (UK) (2025): Pickleball Players Warned of Alarming Rise in Eye Injuries.
- LiveScience (2025): Black Eyes, Orbital Fractures and Retinal Detachment: Pickleball-Related Eye Injuries Are on the Rise in the US.