März 10, 2025

Für Durchblicker: Glaukomforschung aktuell

Das Glaukom, auch bekannt als Grüner Star, zählt weltweit zu den häufigsten Ursachen für irreversible Erblindung. Es umfasst eine Gruppe von Augenerkrankungen, die durch eine fortschreitende Schädigung des Sehnervs charakterisiert sind und unbehandelt zu Sehverlust führen. Während traditionelle Therapien primär auf die Senkung des Augeninnendrucks (IOD) abzielen, um das Krankheitswachstum zu verlangsamen, haben sich in den letzten Jahren innovative Ansätze in Diagnostik und Behandlung etabliert, die neue Perspektiven eröffnen.


Früherkennung und Diagnostik

Ein Durchbruch in der Glaukomdiagnostik ist die Entwicklung eines Schnelltests, der spezifische Biomarker in der Tränenflüssigkeit nachweist. Diese Proteine zeigen strukturelle Veränderungen, die bereits in präklinischen Stadien der Erkrankung auftreten – lange bevor Symptome wie Gesichtsfeldausfälle sichtbar werden. Ein solcher Test könnte die Früherkennung revolutionieren, da eine rechtzeitige Therapieeinleitung den Krankheitsverlauf entscheidend positiv beeinflusst.

Parallel dazu gewinnt künstliche Intelligenz (KI) in der Augenheilkunde an Bedeutung. Durch KI-gestützte Analysen von OCT-Scans (optische Kohärenztomografie) und Augenhintergrundaufnahmen lassen sich glaukomatöse Veränderungen, wie eine Ausdünnung der retinalen Nervenfaserschicht oder Auffälligkeiten der Papille, mit hoher Präzision identifizieren. Diese Technologie entlastet Fachärzte, indem sie auffällige Befunde automatisch priorisiert und so wertvolle Zeit für die Therapieplanung schafft.


Therapeutische Ansätze

In der chirurgischen Behandlung etablieren sich mikroinvasive Glaukomchirurgie-Verfahren (MIGS) wie der iStent oder Trabectome. Diese Techniken verbessern den Abfluss des Kammerwassers mit minimalem Gewebetrauma und senken den IOD effektiv, bei deutlich geringerem Komplikationsrisiko als klassische OP-Methoden (z. B. Trabekulektomie). Studien belegen eine Reduktion des Drucks um 20–30 %, kombiniert mit schnellerer Rehabilitation.

Einen paradigmenshift versprechen neuroprotektive Therapien, die den Sehnerv direkt vor Schädigung schützen. Hier steht das Protein IGFBPL1 im Fokus: Es moduliert die Aktivität von Mikroglia-Zellen, die bei Glaukom übermäßige Entzündungsprozesse auslösen und die Neurodegeneration beschleunigen. Präklinsche Studien zeigen, dass eine Hemmung dieser Entzündungskaskaden das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Weitere Ansätze umfassen die Gabe von BDNF (brain-derived neurotrophic factor) oder Stammzelltherapien zur Regeneration von Nervengewebe.


Ausblick

Die Glaukomforschung kombiniert heute präzisionsmedizinische Diagnostik mit maßgeschneiderten Therapien. Während KI und Biomarker die Früherkennung verbessern, könnten MIGS und Neuroprotektiva die Behandlung weniger invasiv und ganzheitlicher machen. Langfristig rücken auch genbasierte Therapien in den Blick, um Risikogene wie MYOC oder OPTN zu targeten.

Kritisch bleibt, dass viele neuere Ansätze noch in klinischen Studien validiert werden müssen. Dennoch bieten sie Hoffnung, die Lebensqualität von Patienten zu erhalten und das Ziel „Vision Zero“ – keine Erblindung durch Glaukom – realistischer zu machen.


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